Vereinsgeschichte - Schuetzenverein Sankt Marien Brock e.V.

Direkt zum Seiteninhalt

Vereinsgeschichte

Historisches

Wie der Schützenverein St. Marien Brock zum ältesten Osterwicker Schützenverein wurde


Aus dem Protokoll der Generalversammlung 1992 vom 11. Dez. in der Gaststätte Grüner:
Bei Nachforschungen im Landesmuseum Münster stieß die Historikerin Dorothea Roters, die z. Zt. an einer Chronik für die Holtwicker Ortsgeschichte arbeitet, auf eine alte Schützenkette. Fälschlicherweise war die Kette für den Schützenverein "Brock in Holtwich" archiviert worden.
Die Namensbezeichnungen der Höfe auf den Schildern weisen daraufhin, daß die Kette mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unserem Schützenverein zuzuorden ist, zumal der Holtwicker Schützenverein erst Ende des letzten Jahrhunderts gegründet wurde.
Dank des glücklichen Fundes ist unser Verein nun vor Horst, Schützenbruderschaft und Midlich der älteste Osterwicker Schützenverein.

Dokumentation von Frau Dorothea Roters:

Bis vor wenigen Jahren war das Alter der Schützengesellschaft "St. Marien Brock" zu Osterwick nicht sicher festzustellen. Man nahm allerdings damals schon an, daß dieser Verein bereits 1853 aktiv war, da auf einer Königsplakette des Jahres 1953 zu lesen steht:

Mein Vorgänger vor 100 Jahr
J.B. Averkamp war (auf Jördens Hof)
Erste Kette, Schilder dienen kirchlichen Zwecken,
mögen sie allseits Glauben und Vertrauen erwecken. 1853 - 1953

Diese Inschrift ließ der damalige König Paul Wasmer eingravieren. Er berief sich damit auf die mündliche Überlieferung, daß schon 1853 ein Schützenfest stattfand und die alte Kette mit ihren Schildern der Osterwicker Kirche gestiftet und eingeschmolzen wurde.
Für diese Annahme, die sich zunächst einer gesicherten Überprüfung entzog, fanden sich 1987 handfeste Belege.
Bei einer Inventarisierung des Osterwicker Kirchengutes tauchte unter anderem auch eine Königsplakette mit der Jahreszahl 1853 auf, deren Inschrift eindeutig verrät, daß es sich dabei um einen Teil der gestifteten Kette des St. Marien-Brocker Schützenvereines handelt. Auf dem herzförmigen Schild ist eingraviert:

J. B. Averkamp als Senior,
gab 1853 Kreuz, Kette und`s erste Schild.

Damit war zunächst das Bestehen des Schützenvereines St. Marien Brock für das Jahr 1853 sicher belegt. Es blieb jedoch die Annahme, daß das Alter des Vereines höher anzusetzen war, als das Schild von 1853 vermuten ließ. Die nicht aufzufindende (vermutlich verkaufte und dann möglicherweise eingeschmolzene) alte Schützenkette dürfte mit größter Wahrscheinlichkeit weitere Plaketten aus vorangegangenen Jahren aufgewiesen haben. Im 18. und 19. Jahrhundert war das Geschichtsbewußtsein der Schützenvereine bei weitem nicht so ausgeprägt wie heute, und man muß immer wieder feststellen, daß es gerade die alten Schilder waren, die verkauft oder eingeschmolzen wurden. Diese Annahme stellte sich nun als berechtigt heraus.
Im Landesmuseum Münster wurde eine Schützenkette mit Schildern aus dem 17. und 18. Jahrhundert entdeckt, die 1920 durch Ankauf in das Eigentum des Museums gelangte. Diese Kette gehörte ohne Zweifel ursprünglich dem Schützenverein "St. Marien Brock". Durch einen Inventarisierungsfehler war diese Kette fälschlicherweise dem noch vergleichsweise sehr jungen Schützenverein der Bauerschaft Brock in Holtwick zugeordnet worden. Im Zusammenhang mit der Erforschung der Holtwicker Ortsgeschichte konnte dieser Irrtum nun aufgeklärt werden.
An dieser besagten Kette hängen 12 Schilder und ein Silbervogel mit einer kleinen Schelle. Das älteste Schild stammt aus dem Jahr 1650 - und damit ist das Bestehen des Brocker Schützenvereines für das Jahr 1650 und somit um rund weitere 200 Jahre eindeutig nachgewiesen. Das älteste Schild von 1650 trägt die Inschrift:

Berndt Uphues Konninck der Schutten in der Brockker Buerschaft
Anno 1650



Die weiteren Schilder führen in ihren Inschriften außerdem Nennungen von "Osterwick" und unter anderem den für die Osterwicker Brockbauerschaft altbekannten Hofnamen Haselkamp auf - also Hinweise, die eine eindeutige Zuordnung zum Marien-Brocker Schützenverein ermöglichen und eine Verwechselung ausschließen.
Damit verfügt der Schützenverein St. Marien-Brock über den in Osterwick ältesten geschichtlichen Nachweis des Bestehens. Aus dem Jahr 1651 stammt das älteste bekannte Schild des Schützenvereines Horst in Osterwick, während die Schützenbruderschaft "St. Fabian und Sebastian Osterwick" eine Plakette aus dem Jahre 1653 besitzt. Die Jahreszahl 1662 ziert die älteste Plakette des Midlicher Schützenvereines.
Grundsätzlich ist allerdings anzunehmen, daß das Alter aller vier Osterwicker Schützenvereine gleichrangig anzusetzen ist. Es ist - wie dieses Beispiel es jetzt besonders deutlich zeigt - oft eine Frage des Zufalls, ob und in welchem Zustand sich die alten Schützenketten erhalten haben. Die Schützen des 17. Jahrhunderts waren im Gegensatz zum beginnenden 19. Jahrhundert keineswegs vereinsmäßig organisiert, sondern relativ locker formierte Gemeinschaften. Das zeigt sich unter anderem auch darin, daß an den Schützenfesten auch nicht in der Bauerschaft Ansässige teilnehmen konnten (wie es die Namen auf den Schildern der alten Kette zeigen). Erst in preußischer Zeit und mit dem Einsetzen der stärkeren Reglementierung durch die Obrigkeit (es mußten z. B. Anträge für das Ausrichten von Schützenfesten der Behörde zur Genehmigung vorgelegt werden) entwickelte sich der Vereinscharakter der Schützengesellschaften und die schriftliche Erfassung der Statuten und Mitglieder.

Zurück zum Seiteninhalt