Schützenwesen - Schuetzenverein Sankt Marien Brock e.V.

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Schützenwesen

Historisches

Das westfälische Schützenwesen (von Dorothea Roters)


Wenn auch die Überlieferungen zur Geschichte des ländlichen Schützenwesens in der Regel nur bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen, darf man dennoch aufgrund vereinzelter Überlieferungen als gesichert annehmen, daß das Schützenwesen ein weit höheres Alter aufzuweisen hat. Kriegerische Unruhen überzogen schon im 15. Jahrhundert (Münstersche Stiftsfehde - 1450-1457) das Münsterland und spätestens im Spanisch-Niederländischen Krieg (seit 1568) dürfte das Schützenwesen in eine kontinuierliche Entwicklung getreten sein. Die Landstände hatten wegen der ausufernden Plünderungen der beteiligten Kriegsparteien eine allgemeine Landesbewaffnung angeordnet; regelmäßige Übungen mit den Waffen entwickelten sich über Jahrzehnte hinweg zum jährlichen Ausrichten des Vogelschießens und der Schützenfeste.
Das bäuerliche Schützenwesen griff im Spätmittelalter wesentliche Elemente der Bruderschaften - die innere Organisation, das Grabgeleit, die Ämter - auf. Die Schützengesellschaften verstanden sich weniger als Vereine im heutigen Sinne, sondern eher als Bürgerwehren, die sich zum Zweck der Wahrung der allgemeinen Sicherheit zusammen geschlossen hatten. Dennoch war es nicht originär Zweck und Aufgabe der Schützenvereine, die dörfliche Verteidigung zu organisieren, denn die Wehrpflicht gehörte zu den allgemeinen Bürgerpflichten und schrieb die Bewaffnung für jeden Mann vor. Die Mehrzahl der Schützengesellschaften Westfalens läßt sich quellenmäßig in die fünfziger Jahre des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen, so auch der Schützenverein St. Marien Brock in Osterwick.. Der Grund für diese Häufung des Quellenmaterials liegt sicherlich in der zu jener Zeit eifrig betriebenen Förderung des Schützenwesens durch Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen. Für den Landesherrn waren die Schützengesellschaften von großem Nutzen, indem sie die militärischen Truppen unterstützten und der lokalen Gerichtsbarkeit dienten.
Die Schützenfeste als Höhepunkte der Vereinsaktivitäten lassen sich schon früh anhand überlieferter Rechnungsbelege nachweisen. Sie waren das zentrale Ereignis im dörflich-bäuerlichen Leben, das der Freude am Wettkampf, dem Spaß am Feiern und dem Bedürfnis nach Repräsentation gerecht wurde. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Königswürde unter anderem auch durch eine Kette symbolisiert, man bestückte diese mit einem Vogel und einzelnen Plaketten der jeweiligen Könige oder Königspaare. Diese Ketten dienten der Repräsentation, stellten aber auch gleichzeitig eine finanzielle Sicherheit dar, denn sie konnten in Notzeiten veräußert werden. Trotz der Kontinuität des Schützenwesens über Jahrhunderte hinweg waren die Schützenvereinigungen einem ständigen Wandel unterzogen. Als Vereine konstituierten sie sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts unter preußischem Einfluß und mit dem Aufleben des Vereinswesens. Zuvor waren sie in der Regel als "Schützengesellschaften" organisiert. Eine "Uniformierung" der Schützen läßt sich noch erheblich später, größtenteils erst nach dem 2. Weltkrieg und bedingt durch die damit verbundenen nicht unerheblichen Kosten, feststellen.
Das Feiern eines Schützenfestes mußte - zumeist vom Vorstand - beim Bürgermeister bzw. Amtmann angemeldet werden. Mit der Erlaubnis war die Beachtung folgender Auflagen verbunden: Die Vogelstange mußte aus Sicherheitsgründen in gehörigem Abstand vom Wege stehen, unter den Teilnehmern durften sich keine "Trunkenbolde" befinden und letztlich wurde verlangt, daß "die gewählten Vorsteher nüchterne, der Gewehre kundige Männer" seien.

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