Brockbauerschaft - Schuetzenverein Sankt Marien Brock e.V.

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Brockbauerschaft

Historisches

Zur Geschichte der Brockbauerschaft in Osterwick (von Dorothea Roters)


Der Begriff "Brockbauerschaft" ist eine Schöpfung des 15. Jahrhunderts. Früher scheint diese Bauerschaft den Namen "Bermothem" getragen zu haben. In einer der ältesten Urkunden Osterwicks, einer Stiftungsurkunde aus dem Jahre 1022/32, zählte "Bermothem" mit zu den Siedlungen, die der geplanten Pfarrei Varlar zugeschlagen werden sollten. Einen ähnlichen Siedlungsbegriff findet man in einer weiteren, das Stift Asbeck betreffenden Quelle aus dem 13. Jahrhundert: Hier wird ein Hof namens Wiechert, gelegen "in berminthem", genannt. Gleichzeitig führte diese Bauerschaft die Bezeichnung "Queddinghusen", im 14. Jahrhundert allerdings zunächst nur auf den Hof Wasmer bezogen. Erst im 15. Jahrhundert setzte sich der heute noch geläufige Begriff Brockbauerschaft durch. 1415 wird nämlich vom damaligen Osterwicker Pastor Andreas festgehalten: "Baurschafft tho Queddinghauße nunc die Broickbaurschafft".
Erstmals tauchte damit auch der Begriff der "Bauerschaft" auf. Es ist nicht möglich, den Bereich einer einzelnen Bauerschaft genau zu umreißen. Vielmehr verstand sich diese als persönlich bestimmte Siedlungsgemeinschaft einiger mehr oder weniger nahe gelegener Höfe. Die Bauerschaft kennzeichnete allerdings auch einen Rechtsbezirk und damit eine frühe Form der Selbstverwaltung. Die Versammlung der einer solchen "burschap" zugehörigen Bauern, das "burgericht", bildete das Rechtsorgan dieser Gemeinschaft.
Das Bauerschaftsbewußtsein wurde nicht nur durch den eigenen gewählten Bauerrichter geprägt, sondern auch durch die jeweilige Markenzugehörigkeit. So war beispielsweise die Brockbauerschaft als einzige Osterwicker Siedlung an der "Weerscher Mark" beteiligt. Hinzu kamen die gemeinschaftlichen Feste, z.B. das Vertrinken der vom Bauerrichter erhobenen Strafgelder (Brüchten) oder später die Schützenfeste sowie die gemeinsame Verantwortlichkeit für Steuerzahlungen.
Nur anhand der Lage der einzelnen Höfe und ihrer Ländereien sowie unter Berücksichtigung der Flurformen und Flurnamen im Urkataster läßt sich die Lage einer Bauerschaft relativ genau erschließen.
Die Brockbauerschaft hat sich nördlich des Dorfes Osterwick entwickelt. Im Westen schließt sie an die "Horst" an, nördlich reicht sie bis zum Schöppinger Gemeindegebiet und östlich grenzt sie an den Darfelder Siedlungsbereich. Es handelt sich um eine relativ dünn besiedelte Fläche, deren Höfe weit verstreut liegen. Sie fügen sich nicht zu einem in sich geschlossenen Gebilde.
Der Name Brock, der sich vom mittelniederdeutschen "brok" ableitet, bezeichnet einen Sumpf bzw. "eine tiefliegende, von Wasser durchbrochene, mit Gehölz bestandene Fläche". Das heißt, daß es sich bei diesem Gebiet um ein relativ spät besiedeltes und landwirtschaftlich erschlossenes Land handelt, dessen Urbarmachung erst durch ständige Entwässerung möglich wurde. In dieser Bauerschaft wird die starke Orientierung der Siedlungspunkte an den Wasserläufen, die sich günstig auf die Ertragsfähigkeit und Ackernutzung auswirkten, deutlich. Im Westen entspringt der Legdener Mühlenbach, in dessen Quellgebiet die Höfe Hakenfort, Haselkamp und Müther liegen. Nördlich findet sich in vereinzelter Lage der Hof des Zellers Jörden. Er liegt in der Mitte zweier Quellbereichen: dem des Asbecker und des Legdener Mühlenbaches. Eine Randposition nehmen ebenso die Höfe Abbenhaus, Nergenau und Wiechert ein. Auch sie werden die Lage ihrer Höfe in angemessener Entfernung zu den Quellbereichen - nach dem Prinzip "so nahe wie möglich und so weit wie nötig" - ausgewählt haben. Im Osten der Brockbauerschaft entspringt ein weiterer Bach als Zufluß des Burloer Baches. An seinem Ausgangspunkt lagen ursprünglich zwei dem Hause Weersche zugehörige Höfe namens Everwenning und Niesing., die im Spätmittelalter jedoch eingingen.
Das besagte Haus Weersche, erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt, war gut einen Kilometer von diesen ehemaligen Höfen entfernt auf einer stark lehmigen, zum Teil niedermoorigen Fläche erbaut worden. Damit hatte man für den Adelssitz einen schwer zugänglichen und gleichsam schutzbietenden Standort gewählt. Die ersten bekannten Bewohner dieses Adelshauses waren im 15. Jahrhundert Mitglieder des Geschlechts von Valcke, nach 1600 ging es an die Familie von Westerholt und im 18. Jahrhundert erwarb es der Graf Droste zu Vischering. Noch bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts zeugten die alten Teiche und die Toreinfahrt für die Geschichte des untergegangenen Adelshauses.
Aufgrund der ursprünglich schlechten Bodenverhältnisse hat sich in der Brockbauerschaft somit keine größere Siedlungsreihe entwickeln können. Hier dominierte ganz eindeutig die Siedlungsform des Einzelhofes.


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